„Die Gier an der
Macht! [...] Der in Paris lebende Wolfram
Mehring hat Goethes Reineke Fuchs
als animalisch- morbides Panoptikum dramatisiert. Eine Bühne auf der
auch unsere Politiker Platz nehmen könnten. Die Tiere haben den Wald
verlassen. Fuchs Reineke, Wolf Isegerim, König Nobel und Konsorten
bevölkern die Unterwelt. Ein Revier gemäß unserer moralischen
Befindlichkeit. Mehring hat Goethes vielsinnige Verse stark gerafft, die
Figuren typisiert und in eine surreale Welt versetzt. Eine gespenstische
Dimension mit existentialistischen Anklängen.“
Westdeutsche Zeitung
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„Wie der Mensch zum Tier wird. Reineke Fuchs: eine
Glanzleistung. Goethes Epos in zwölf Gesängen wurde in ein spannendes
Theaterstück verwandelt. Im Grunde genommen ist es immer noch die
alte Geschichte vom listigen Fuchs, die seit dem Mittelalter in vielen
Fassungen überliefert ist. Doch in Mehrings Fassung fehlt die pausbäckige
Fröhlichkeit. So ist „Reineke“ beileibe kein Kinderstück. Goethe
kritisierte 1793, also fünf Jahre nach Beginn der französischen
Revolution die herrschende Klasse. Mehring reizte die aktuell gebliebene
Bedeutung dieser Macht–Intrigen. Mehring hat eine Essenz aus dem Goetheschen
Epos herausdestilliert. Was auf der einen Seite notwendigen Kürzungsstrichen
zum Opfer gefallen ist, wird durch neue Charakterisierungsmöglichkeiten
aufgewogen. Schauspielerisch bieten die Tierrollen herrliche Möglichkeiten
[...]
Zu Beginn des Stücks ist der Fuchs sozial ausgegrenzt. Ihm wird der Prozeß am Hofe gemacht. Am Ende wird Reineke vom König zum Kanzler ernannt, weil seine Intrigen ihn für die Macht im Staat prädestinieren; und das Schlußgebet der Füchsin: „Zur Weisheit bekehre sich jeder und meide das Böse, verehre die Tugend“ muß als Gipfel der Heuchelei erscheinen.“ Rheinische Post
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Die Glocke (Feuilleton)